Die Leisechlimmerzunft Wehr wurde im Januar 1968 im Ortsteil Enkendorf gegründet. Die Gründung geht auf Initiative von Luise Genter, einer Ur-Enkendörferin zurück. Ihre Vorstellung, wie sie sie vom früheren Menschenschlag im Enkendorf hatte, wollte sie in dieser Gruppe verwirklicht sehen.
Wer hätte wohl besser Hilfe bei der Geburt der Leisechlimmer leisten können als dieses Original, mit den Sitten und Bräuchen bestens vertraut, viel daran gelegen war eine Clique zu gründen, die viel Bezug zur Vergangenheit hatte. Inwieweit dies verwirklicht worden ist, darüber kann man geteilter Meinung sein. Aber wer unter den Narren erhebt schon Anspruch auf historische Unverfälschtheit, wo es ihnen doch mehr um Frohsinn und Humor geht.
Das Wort "Leisechlimmer", übersetzt könnte es etwa Geizkragen heißen, stammt aus dem Vokabular der Wehrer. Früher nannten sie nämlich ihre Enkendorfer Mitbürger so. Wohl mehr aus böser Nachrede, als aus begründeter Tatsache, denn dass sie geizig sein sollten, die Enkendorfer, das stimmte gewiss nicht. Oder steckt vielleicht doch etwas Wahres dahinter? Vieleicht ist es auch nur ihre Bauernschläue und Listigkeit gewesen, die ihnen den Namen eingebracht hat.
Die Idee von Luise Genter fand viele Fürsprecher und eifrige Förderer.
Als man sich am 12.Februar 1969 zum ersten Mal versammelte, trugen sich gleich 45 Interessenten in die Mitgliederliste ein. Aus diesem Kreis wurde ein zwölfköpfiges Gremium gebildet, das sich darum bemühen sollte, die Clique in die Wehrer Narrenzunft zu führen. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Erst ging man einmal daran, die Zunft zu konsolidieren und existenzsicher zu machen. Und da genug Idealismus vorhanden war, konnte das nur mit Geld geschehen. Mit einem Anfangsgehalt von nur 45,- DM entschloss man sich, ein Waiefäscht durchzuführen. Der Erfolg war großartig, das nötige Kleingeld hatte man beisammen, die Gruppe konnte nun daran gehen, sich Masken und Kleider zu besorgen. die Masken wurden in besonderen Formen in Kunststoff gegossen und auch in eigenarbeit bemalt. Zur Fasnacht 1970 wurden dann die "Leisechlimmer" als 7.Zunft in die Narrenzunft aufgenommen.
Info
GRÜNDUNGSJAHR
1969
MITGLIEDERZAHL
ca. 100
1. VORSITZENDE
Anna-Lena
VEREINSFARBEN
Schwarz, Blau, Rot, Weiß
Die Masken der Leisechlimmer entwarf Ernst Krotzinger, wobei ihm auch hier Luise Genter beratend zur Seite gestanden ist, wie sie auch Anregungen zur Gestaltung der Kostüme gegeben hat. Schlitzäugig, holwandig, mit Geiz verzerrtem Mund, so schauen bei den Leisechlimmern die Männer drein. Ihre Frauen waren offenbar ein wenig besser und sparten mit dem Essen wenigstens nicht bei sich selbst. Und so sind ihre Masken fülliger. Bauerbluse, Kniebundhose, selbstgestrickte und verschiedenfarbige Kniestrümpfe, langer Rock und die Zipfelmütze bilden das Kostüm. zur Ausrüstung gehören ein schweres Glockengeläut, von mehreren Männern getragen, und das Handwerkszeug eines jeden Bauern wie Holzgabeln, Holzrechen und insbesondere auch mit Gaben gefüllte Holzkörbe bei den Frauen.
Eine ganz reizvolle Angelegenheit pflegte allemal ihr Hemdglunki-Umzug zu sein, ein alter Brauch übrigens, den sie wieder ins Leben riefen. Interne kleine Feste runden das Vereinsleben der Leisechlimmer ab. Nicht nur der Wehrer Fasnacht gab die Zunft neue Impulse, sondern auch dem Wehrer Vereinsleben. Berühmt geworden sind besonders ihr bereits eingangs erwähnte Waiefäscht, die zunächst in einjährigem, jetzt allerdings nur noch in zweijährigem Turnus stattfinden. In 2012 nun schon zum 24.mal. Wenn sich die Leisechlimmer auf ihr großes Waiefäscht rüsten, dann müssen vor allem ihre Frauen tüchtig schaffen; sie backen nämlich die Waien selbst... und sie backen sie besonders gut!!!